[SPORT] Planung für 2017
In den letzten Tagen habe ich mir Gedanken über die sportlichen Fixpunkte für das nächste Jahr gemacht. Das Ergebnis seht ihr hier:
Anstelle des letztjährigen Eisbärencups gönne ich mir nächstes Jahr die Vienna City Marathon Winterlaufserie mit drei Halbmarathons im Jänner, Februar und März.
Ein weiterer Fokus liegt auf Hindernisläufen, insbesondere den X-Cross Runs, und dem City Attack in Amstetten. Den habe ich dieses Jahr absolviert und in sehr guter Erinnerung behalten.
Ein Fragezeichen schwebt noch über dem Über Drüber Marathon und dem Waldviertler Eisenmann.
Auch die beiden Europamarathons für nächstes Jahr habe ich mit Belgrad und Lissabon fixiert.
[FOTOGRAFIE] Burgruine Rauhenstein 26.10.2016
[FOTOGRAFIE] Kroatien 2016
Die Teilnahme am Zagreb-Marathon habe ich natürlich mit einer Stadtbesichtigung, genauer genommen zwei Stadtbesichtigungen und mit einer viertägigen Rundreise durch Kroatien verbunden.
Zagreb – Nationalpark Plitvicer Seen – Nationalpark Krka – Šibenik – Dubrovnik – Zagreb. Hier ein paar Urlaubsfotos.
[LAUFBERICHT] Zagreb Marathon 09.10.2016
Der Zagreb Marathon sollte derjenige sein, bei dem meine persönliche Bestzeit fällt. Derjenige, bei dem ich das Potential, das ich in mir spüre, voll entfalten kann… Sollte und hätte sein können. War aber nicht.
Am Tag der Anreise, zwei Tage vor dem Lauf, begannen die Erkältungssymptome: Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Okay, Heiserkeit nicht, dafür aber eine gewisse Ermattung.
War die Vorbereitung umsonst? 730km Training in 16 Wochen für nichts? Nein, Training ist nie umsonst und auch wenn einerseits klar war, dass ich nicht nicht antreten werde, so war mir andererseits auch klar, dass ich mein Zeitziel nicht erreichen werde. Weder erreichen kann, noch erreichen will. Gesundheit geht immer vor.
Daher habe ich mich entschlossen, den Lauf nach Gefühl anzulegen, immer nur die Geschwindigkeit zu laufen, bei der ich mich noch wohlfühle und nichts zu riskieren. 42,195km können lang sein.
Um Schlimmerem vorzubeugen bin ich auch noch mit Windstopper-Jacke gestartet, die mir abwechselnd viel zu warm war und dann jedoch wieder ein Segen, wenn der phasenweise recht muntere und frische Wind durch die Gassen von Zagreb wehte.
Erstaunlicherweise, und obwohl ich mich eigentlich bereits nach rund 5 Kilometern müde gefühlt habe, war die erste Hälfte des Laufs fast nach Zeitplan. Bei der Halbmarathonmarke stand 01:37:07 auf meiner Uhr, nur knapp drei Minuten langsamer als ursprünglich geplant.
Danach aber musste ich den gesundheitlichen Umständen Tribut zollen, das Tempo deutlich drosseln und etliche Huster und Schnupfer später kam ich nach 3:43:59 ins Ziel, zwar mit einer gewissen Anstrengung aber ohne Qualen. Dass ich über die Umstände und die Performance nicht glücklich war, zeigt das wunderbare Zielfoto…
Der Lauf an sich war prinzipiell gut organisiert auch wenn das Zelt der Kleiderabgabe etwas knapp bemessen war und es trotz überschaubarer Teilnehmeranzahl zu einem ziemlichen Gedränge gekommen ist. Die Verpflegung an der Strecke als auch im Ziel war für mein Empfinden ausreichend. Dass just dann das Bier ausgeht, wenn ich an der Reihe bin, ist höhere Gewalt. Wäre ohnehin nicht gut gewesen für mich an diesem Tag… Die Helfer waren durchwegs freundlich und hilfsbereit.
Ein ganz großer Kritikpunkt allerdings der völlig inakzeptable Zieleinlauf, beziehungsweise die Überschneidung der ersten Runde hin mit dem Zieleinlauf als auch der ersten Runde retour; sprich: an diesem gordischen Knoten mussten viele schnellere Läufer, die bereits Richtung Ziel abbiegen wollten, durch einen Pulk aus langsameren Läufern, die gerade erst Kilometer 15 bzw. Kilometer 37 passierten.
[Lyrik] hautentfremdet
hautentfremdet
hautentfremdet: deine
zunge im
eifrigen mund, der
spuckt worte aus,
geschärft über trocken-
gesturmte lippen.
geschürft war: deine
haut, dein verständis
gekratzt; du: verhärtet,
doch rissig.
lass mich sickern
durch deine
sturmvergrämte haut,
von innen wirken
lass mich
wie nektar, süß
dich erfüllen; heilen
lass mich
was heillos
wund ist.
© jh 2002-2003
[Prosa] Venedig im Sommer
Venedig im Sommer
„Venedig, hier, um uns, und Du.
Wenn ich Dich nur ansehe:
Wie Er schmeisst mit Grauen Blicken,
an der Zahl wie Fliegen am Hof, Verderber!“
Als wieder ein Schwall süsslichen
– „Wann fahren wir wieder?“ –
Gestankes mich befremdet;
während Wir –
Die Basislica di San Marco erdrückt mich beinahe mit ihrem entheissenden Schatten –
Wir: lassen uns schaukeln, über Wellen, Wir;
und dieses Plätschern, permament!
„Gerade erst gekommen, will Er bereits weg!
Ein Tag, gestohlen aus Märchen und …
(Hol mich doch die Hex, nein, halt: Sie hat mich schon.)
… Er! Will gehen. Sag, du hast nicht Kultur in Dir, oder Doch?“
Von Kultur spricht Sie, die Schauerin, die blickverzehrende
Saugerin von Dort-waren-Wir-auch-schon-Örtlichkeiten.
„Ich wollte nach Portugal.“ Was schon ist KulTur?
Systematisierte ZerStörung von NaTur. Was ißt Kultur?
Kulturen! Konturen von den Absorbierten finden sich unversehens
in manch dunklen Gassen, an Wegkreuzungen, in Museen.
Kultur und Sie, die Blitzlichthexe.
„Sieh doch, wie sich die Strahlen brechen,
der Sonne, dort an der Spitze, sieh doch!“
Lieber in die Fluten gehen! Staunen würde Sie, Sie traut mir das sicher nicht zu. Ab- und untertauchen lassen in die Kanäle; tragen lassen von den Wassermassen, die sanften Kräfte entweisen ins Meer, natürlich: das Meer!
Venedig im Sommer, wie feucht doch ein Grab sein kann.
© jh 2002-2003
[Lyrik] system kältetrauma
system kältetrauma
akt I : gegenwartsblicke
durch hüllenlose steinwüsten
metropole in nacht getüncht
impressionistische farbflecken
flackern auf & brennen durch
der graue nachtschwärmer –
verlassen von ihrem du & es
& seinem ich im wir alle sie
kalte arme mit eisernen klauen
kratzen an seiner weißhaut &
reißen kleine spalten in steinquader
betonstahlriesen umzingeln
& beengen seitumwärts
die kleinen organismenschen
höhnende augenmengen starren
& tiefschwarze mäuler wispern
woher kommt das eis im geiste?
nebellungen
schattentanz & nebelgeister
neonlichter zerstechen die iris
werfen schleier über die welt
streifzüge unter glitzerketten
hohle egospiegel streifen
durch düsterdunkle gassen
nadelarme lungern leise
warten still auf antwort –
die frage wurde nie gestellt
rauchschwaden aus unter –
welt des gestern morgen
greifen heute nach den dürren
totentänzer balancieren
auf den eisenbalken die das
ewig endliche bedeuten
kleine wolfsjungen fressen –
reißen andersfleisch entzwei –
zerfetzen das bin ich nicht!
rotaugenblut ausgespuckt
aus napalmlungen tiefster
grund – der tod des zeitlich
gebückt unter wenigkeiten
hasten hoffen glaubensmüde
auf riß im zeitraumkontinuum
welpenleichen vom rattenkönig
zerfleischt – sieg über uns andere
nebeltanz & schattengeister
geschwür
poesiegeschmier
an dreckigen
u-bahn-schächten
künstlerpack
im dunkelgrauen
untergrund
zukunftsvisionen
an rotbraunen
eisenbahnwagons
stahlkolosse –
blechgeschosse
& genosse angst
im augenweiß
wo ist leben?
wo ist wahrheit?
an geschlachteten
litfassäulen –
im milchigen leib der
nackten hure –
in junkienadeln –
weinflaschen –
bücherleichen?
poesiegeschwüre
im dunkelgrauen
untergrund
flucht nach
die götterbauten sind
leergefegt – oxidierter
sakralmüll & zersetzende
gebetsbücher
die konsumtempel sind
aufgefüllt – glamouröser
modemüll & rasante
extaseträger
die wissenräume sind
vergammelt – statische
nichtdenker & lethargische
nichtlenker –
der wollende
seht frei –
zum abschuß –
flucht nach
zurück
akt II : zukunftsblicke
wegfährten
einbahnstraßen
keine wiederkehr
nur wiederholung
im kreisverkehr
gefangen
erkenne mich selbst
nicht mehr
habe mich verloren
was soll ich tun?
brandstifter der ewig brennenden fragen
moral und ethik und gewissen
puppenartige tänzer zwischen den sphären
hier und jetzt und gestern
weggefährten auf dem gang ins sanatorium
gut und böse und gesetz
grüne lunge atemlos
blattwirrwarr
astgeflecht
motorheulen
treibgasluft
grün
ein abnormer
punkt
auf dem
stadtplan
gedankliche nichtexistenz
eine parkbank –
altblätternde farbe
ohne kenntnis ihrer selbst
zwei buchen –
flankenartig engend
spinnen knorrige netzdächer
ich sitze –
vergessene bucht
der absoluten melancholie
weites feld –
karge trostlosigkeit
begrenzt durch nebeliges nichts
nicht weitergehen
nicht zurück
stehend im jetzt
zurück vergeht
vorwärts lockt
konfuse quälerei
meine haut
beinahe eisig erstarrt
dunkelblaue
greifinstrumente streiken
hoffen auf das leidlose ich
ein sitzender –
gesenkter hirnschrein
ohne kenntnis seiner selbst
zwei geister –
flankenartig engend
spielen mit zu großem einsatz
wegloses irren menschlicher perfektionen
panik
rausch panik
panik rausch
rausch
ziel
außer augen
augen außer
augen
ziel
los!
gruß des hoffnungsschlägers
ausgespuckte weisheitstürme –
heimatlos & kampf ums hier
thront auf einem müllberg stolz
der mann der stets nur lebte
nicht wer bin ich nicht
wer war ich nicht
wer soll ich sein
was soll ich tun
nichts als nichts
das dunkle ziel – das nebellos
gezogen
nicht das nichts
das moderpack – im treibsand
verloren
nicht denken
was soll ich denken
nichts als denken nichts
als weitergehn und nichts
als nicht umdrehen
nicht denken
spiegelbildnis
das kleine loch
in einer mauer aus grell
eröffnet mir unterschlupf in schwarz
so spärlich morbid
in perfider art des grauens
im hirn des eisdenkers
spiegel-
bildnis eines egolosen ichs
wasseruhr als zeitobjekt
der immer größer werdende
eisbrocken auf dem grauen boden
zeugnis der vergangenheit
ich bin nichts
mein leben ist nichts wert
was bin ich denn im steten fluß
der aktionen und reaktionen
und revolutionen und aggressionen
und multiideologischen kopulationen?
mein leben ist ein eisobjekt
im schmelzen begriffen
zum schmelzen auserkoren
ich bin die schmelzende seele
ich bin eis
eine skulptur
aus
eis
schattenwand
komm zu mir
reiche mir die hand
und führe mich in die schatten
nimm mich mit
tod – teufel – frau in weiß
ein kuß nur und ich sterbe gern
ein kalter gruß
absolution für leben
der eingang in die vergessenheit
starre
es ist
so kalt
hier so
kalt und
es ist nicht
es ist wie
gletscher
eis das
langsam
fließt
doch
friert
es ist
starre
kälte weiß
nichts mehr fühlen
können – wollen –
müssen
blauschwarze ober-
fläche – haut
gestählt
gedankenkreis durch-
brochen – kein
spiralband
nur mehr eiskristall
gedankenfraß
hauchstille
die frau in weiß hat
mich erhört &
ich warte
nicht mehr lange auf
das leidlose Ich
es ist nicht
es war
wenn die kälte nicht mehr weiter weiß
© jh 1997-2003 [Lyrik] system kältetrauma weiterlesen
[Lyrik] ihr dichter!
ihr dichter!
ihr dichter,
die ihr bläut so kryptisch,
wie liebt ihr doch
verdachte nächte!
wie ihr wiegt
die schatten, rhythmisch;
und eure gläser roten weins!
ihr dichter,
die ihr blauäugt arglos,
wie schwelgt ihr
doch in hellem licht!
wie ihr trinkt
so blumend sorglos,
aufs faktum eures dichterseins.
ihr dichter,
die ihr nebelt magisch,
wie fläut ihr doch
im nachtverschlag!
wie ihr ritzt,
erpicht archaisch;
mediävale zeichen ein.
ihr dichter,
die ihr blickt so zeitlos
wie geilt euch doch
das altbewährte!
wie ihr wandert,
stumpf und scheulos,
auf pfaden einst’ger wanderein.
© jh 2002
[Lyrik] italienische reflexionen
italienische reflexionen
deine schmerzlich schöne melodie
hat sich in meiner rinde eingenistet
und treibt ihre spitzen wurzeln
weiter in die untiefe meines ichs
unter fließenden lichtperlen
hast du sie lächelnd gesummt
und als sie linkswärts abtauchte
stand ich dort und sog sie auf
nun verschwimmen meine welten
und ausgeraucht schleichen leere
erinnerungen hinter mir her
wie träume im morgentaumel
– du hast deine zigaretten vergessen
ich habe die zeit gezählt
die auf den schäbigen
tapeten meines hotelzimmers
auf und abwärts kroch
unter venezianischen brücken
treibt die letzte blüte der saison
ich spinne graue spiegelbilder
im trüben wasser und wünsche
ich wäre ein stachel in deinem fleisch
– verinnerlicht von dir
flüchtige blicke zu dem abgewetzten himmel
erhasche ich durch sihouetten verwahrloster
herrenhäuser deren oberfläche genau so
abgebröckelt ist wie meine innenseite angenagt
und sie nagt weiter
höhlt mich stetig
weiter aus
baut höhlen
in mir
legt eier –
larven schlüpfen
genährt von
gedankenbrocken
in enggerückten gassen
kann dir der himmel nicht
den kopf verschleiern
die nähe der kalten mauern
wohl aber die brust schnüren
und den geist engen
und die augen schärfen:
das ziel hinter der biegung
– entrückt schrittlich weiter aus dem sichtfeld
du die flüchtige
lauerst hinter jedem strauch
in parks fern von menschen
in kirchen fern von glauben
in booten fern von kurs
– eine theatralische träne vor dem haus goethes
– fällt kopfüber in flüsterndes wasser
– vermischt sich mit den seufzern von jahrhunderten
– die mir die worte aus dem mund entwenden
ein letztes augenzwinkern
werfe ich dir zum abschied vor die füße
deiner geisterhaften gegenwart
die sich ein unabwendbar letztes mal
in meine netzhaut säuregleich brennt
– ich winke einem schatten zu
– der über eine hauswand schneit
und dann
schmerzhaft schnell
der dramatische schneevorhang
am ende des dritten aktes
ich lasse dich dort
bei palästen und
heiligen plätzen
dort gehörst du hin
© jh 2002-2003