[Prosa] Venedig im Sommer

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Venedig im Sommer

„Venedig, hier, um uns, und Du.
Wenn ich Dich nur ansehe:
Wie Er schmeisst mit Grauen Blicken,
an der Zahl wie Fliegen am Hof, Verderber!“

Als wieder ein Schwall süsslichen
– „Wann fahren wir wieder?“ –
Gestankes mich befremdet;
während Wir –
Die Basislica di San Marco erdrückt mich beinahe mit ihrem entheissenden Schatten –
Wir: lassen uns schaukeln, über Wellen, Wir;
und dieses Plätschern, permament!

„Gerade erst gekommen, will Er bereits weg!
Ein Tag, gestohlen aus Märchen und …
(Hol mich doch die Hex, nein, halt: Sie hat mich schon.)
… Er! Will gehen. Sag, du hast nicht Kultur in Dir, oder Doch?“

Von Kultur spricht Sie, die Schauerin, die blickverzehrende
Saugerin von Dort-waren-Wir-auch-schon-Örtlichkeiten.
„Ich wollte nach Portugal.“ Was schon ist KulTur?
Systematisierte ZerStörung von NaTur. Was ißt Kultur?
Kulturen! Konturen von den Absorbierten finden sich unversehens
in manch dunklen Gassen, an Wegkreuzungen, in Museen.
Kultur und Sie, die Blitzlichthexe.

„Sieh doch, wie sich die Strahlen brechen,
der Sonne, dort an der Spitze, sieh doch!“

Lieber in die Fluten gehen! Staunen würde Sie, Sie traut mir das sicher nicht zu. Ab- und untertauchen lassen in die Kanäle; tragen lassen von den Wassermassen, die sanften Kräfte entweisen ins Meer, natürlich: das Meer!

Venedig im Sommer, wie feucht doch ein Grab sein kann.

© jh 2002-2003

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