Niederlande 2025 – Tag 5 2/2 – Amsterdam

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Mister Alice Cooper

Meine mir Liebste „sternt“ potentielle Hotels, „herzt“ potentielle Restaurants und „fähnt“ potentielle Sehenswürdigkeiten auf Google Maps im Vorfeld jeder Reise – und eigentlich auch sonst. In diesem Fall jedoch rockte sie unseren Amsterdam-Aufenthalt durch das Finden einer Alice-Cooper-Show! Im Hotel gab es eine wunderbare Bluetooth-Box von Fender, so konnte ich mich bereits ein wenig eingrooven…

Amsterdam - Alice Cooper
Amsterdam – Alice Cooper

Eine lange Schlange hatte sich bereits rund eine Stunde vor dem eigentlichen Einlass ins „AFAS Live“ gebildet, und ich war etwas erstaunt, denn mein letztes Konzert von AC war überschaulich besucht. So war ich frohen Mutes, dass die Stimmung in Amsterdam entsprechend gut und die Show entsprechend energetisch sein würde.

Amsterdam - Alice Cooper
Amsterdam – Alice Cooper – He’s Back (The Man Behind the Mask)

Nun, leider wurde ich etwas enttäuscht. Dass Alice-Cooper-Shows perfekt einstudierte Abläufe sind und wenig Raum für Improvisation lassen, ist bekannt und nichts Neues. Neu ist die Abkehr vom klassischen, liebevoll vollgestopften Bühnenbild, das über die Jahre immer wieder umkonzipiert wurde, um dem neuesten Album zu entsprechen, und die Hinkehr zu großformatigen Bildschirmen, auf denen zwar gefällige, jedoch seelenlose Videos im Hintergrund laufen. Eine Ausnahme bildete eventuell die Szenerie in Ballad of Dwight Fry

Amsterdam - Alice Cooper
Amsterdam – Alice Cooper – Ballad of Dwight Fry

Musikalisch war es Perfektionismus, und der Sound war ausreichend gut. Nita Strauss war wieder mit an Bord; Tommy Henriksen und Ryan Roxie gitarrisierten ebenfalls, Chuck Garric basste und Glen Sobel trommelte sich durch die Setlist.

Amsterdam - Alice Cooper
Amsterdam – Alice Cooper – Nita Strauss Solo

Anfangs war ich so enthusiastisch, wie ich nur sein kann. Leider war ich offenbar eine Ausnahme im Publikum, das sich eher in Zurückhaltung geübt hat… Weiters hat sich Alice Cooper, zumindest bei dieser „Too Close for Comfort Tour“, dazu entschieden, fast ausschließlich seine alten Hits zu zelebrieren. Das einzig gespielte Lied, das nach 1991 entstanden ist, war der Opener I’m Alice vom 2023er Album Road.
So gab es keinerlei Überraschungen, keine Songs vom phänomenalen The Last Temptation oder von Brutal Planet und auch nicht vom neuesten Album, das immerhin die erste Veröffentlichung der „Alice Cooper Band“ seit 1973 ist: The Revenge of Alice Cooper.
Gut, es ist ja noch verständlich, dass von diesem in Originalbesetzung aufgenommenen Album mit Tourbesetzung nichts gespielt wurde, aber zwischen Hey Stoopid von 1991 und Road von 2023 gab es weitere neun Alben, die gänzlich ignoriert wurden. Schade.

Amsterdam - Alice Cooper
Amsterdam – Alice Cooper

Es kam mir so vor, als würde das alles – auf professionellem Niveau zwar, aber dennoch – heruntergenudelt. Bei Teenage Frankenstein musste das Viech auf die Bühne, ein Fotograf wurde durchbohrt, und Sheryl Cooper, irgendwie so unglaublich gut erhalten wie Cold Ethyl, durfte ihre Tanzeinlage zelebrieren, und es gab die Guillotine. Aber es gab keine Spannung und keine Story, wie es bisher immer auf die eine oder andere Art der Fall war. Ich finde, Alice Cooper braucht diese Flohmarkt-Bühne, das abgehalfterte Schausteller-Image, die Requisiten und all das Zeug, das irgendwo herumsteht.

Amsterdam - Alice Cooper
Amsterdam – Alice Cooper – Sheryl Cooper und die Guillotine

Es bleibt noch das Black-Sabbath-Cover Paranoid zu erwähnen, das zu Ehren des kürzlich verstorbenen Ozzy „Prince of Darkness“ Osbourne gespielt wurde. Bedauerlicherweise – für Mister Cooper – das deutlich am lautesten Mitgesungene des heutigen Abends…

Amsterdam - Alice Cooper
Amsterdam – Alice Cooper

Ich möchte hier noch sowohl die öffentlichen Verkehrsmittel als auch die entspannten Amsterdamer positiv erwähnen, die in Kombination für eine reibungslose Abreise gesorgt haben. Mehr Reibung allerdings würde Alice Cooper wieder gut tun, denn heute war es eine seelenlose Show… That ain’t what rock and roll’s about…

Amsterdam - Alice Cooper
Amsterdam – Alice Cooper