Niederlande 2025 – Tag 5 2/2 – Amsterdam
Meine mir Liebste „sternt“ potentielle Hotels, „herzt“ potentielle Restaurants und „fähnt“ potentielle Sehenswürdigkeiten auf Google Maps im Vorfeld jeder Reise und eigentlich auch so. In diesem Fall jedoch rockte sie unseren Amsterdam-Aufenthalt durch das Finden einer Alice Cooper Show! Im Hotel gab es eine wunderbare Bluetooth-Box von Fender, so konnte ich mich bereits ein wenig eingrooven…

Eine lang Schlang hatte sich bereits rund eine Stunde vor dem eigentlichen Einlaß ins „AFAS Live“ gebildet und ich war etwas erstaunt, denn mein letzten Konzert von AC war überschaulich besucht. So war ich frohen Mutes, daß die Stimmung in Amsterdam entsprechend gut und die Show entsprechend energetisch sein würde.

Nun, leider wurde ich etwas enttäuscht. Daß Alice Cooper Shows perfekt einstudierte Abläufe sind und wenig Raum für Improvisation lassen, das ist bekannt und nichts Neues. Neu ist die Abkehr vom klassischen, liebevoll vollgestopften Bühnenbild, das über die Jahre immer wieder umkonzipiert wurde, um dem neuesten Album zu entsprechen, und die Hinkehr zu großformatigen Bildschirmen, auf denen zwar gefällige, jedoch seelenlose, Videos im Hintergrund laufen. Eine Ausnahme bildete eventuell die Szenerie in Ballad of Dwight Fry…

Musikalisch war es Perfektionismus, und der Sound war ausreichend gut. Nita Strauss war wieder mit an Bord, Tommy Henriksen und Ryan Roxie gitarrisierten ebenfalls, Chuck Garric basste und Glen Sobel trommelte sich durch die Setlist.

Anfangs war ich so enthusiastisch, wie ich nur sein kann. Leider war ich offenbar eine Ausnahme im Publikum, das sich leider eher in Zurückhaltung geübt hat… Weiters hat sich Alice Cooper, zumindest bei dieser „Too Close for Comfort Tour“, dazu entschieden, fast ausschließlich seine alten Hits zu zelebrieren und das einzig gespielte Lied, das nach 1991 entstanden ist, war der Opener „I’m Alice“ vom 2023er Album „Road“. So gab es keinerlei Überraschungen, keine Songs vom phänomenalen „The Last Temptation“ oder von „Brutal Planet“ und auch nicht vom neuesten Album, das immerhin die erste Veröffentlichung der „Alice Cooper Band“ seit 1973 ist: „The Revenge of Alice Cooper“. Gut, es ist ja noch verständlich, daß von diesem in Originalbesetzung aufgenommenen Album mit Tourbesetzung nichts gespielt wurde, aber zwischen „Hey Stoopid“ von 1991 und „Road“ von 2023 gab es weitere 9 Alben, die gänzlich ignoriert wurden. Schade.

Es kam mir so vor, als würde das alles, auf professionellem Niveau zwar, aber dennoch, heruntergenudelt. Bei „Teenage Frankenstein“ mußte das Viech auf die Bühne, ein Fotograf wurde durchbohrt und Sheryl Cooper, irgendwie so unglaublich gut erhalten wie Cold Ethyl, durfte ihre Tanzeinlage zelebrieren und es gab die Guillotine. Aber es gab keine Spannung und keine Story, wie es bisher immer auf die eine oder andere Art der Fall war. Ich finde, Alice Cooper braucht diese Flohmarkt-Bühne, das abgehalferte Schausteller-Image, die Requisiten und all das Zeug, das irgendwo herumsteht.

Es bleibt noch das Black Sabbath Cover „Paranoid“ zu erwähnen, das zu Ehren des kürzlich verstorbenen „Prince of Darkness“ Ozzy Osbourne gespielt wurde. Bedauerlicherweise, für Mister Cooper, das deutlich am lautesten Mitgesungene des heutigen Abends…

Ich möchte hier noch sowohl die öffentlichen Verkehrsmittel, als auch die entspannten Amsterdamer, positiv erwähnen, die in Kombination für eine reibungslose Abreise gesorgt haben. Mehr Reibung allerdings würde Alice Cooper wieder gut tun, denn heute war es eine seelenlose Show… That ain’t what rock and roll’s about…
