Alle Beiträge von Juergen Hatzl

[Lyrik] das grauen namen

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das grauen namen

unser aller #2

es schleicht sich an
aus dunklen winkeln.
es seilt sich ab
von schwarzen wolken.
aus blasphemischen knospen
entströmt es! –

sekret – kondens.
es nährt die armen,
die allzu leidenden,
die allzeit jetzt sterbenden.
er nährt es.
und sie laben sich,
so königlich, ein mal;
am saft! am saft!
sekret. kondens.

aus umrandeten augen
sticht es.
aus lästernden mündern
strömt es.
es nährt uns. es süchtigt uns.
es ist uns.

unser aller
grauen namt nicht.
naht.

das grauen namen

grauzone, diffuse menschen,
unscharfe portraits.
das universale spiegelbild,
verschmutzt.

diffuse menschen,
ihr grauschild als banner.
diffuse menschen
als grauschilds prophet.

grauschild,
verdammtes!

früher nächtens,
heute tags,
beschleiert grauschild
denk & tat.

nicht nächtens graut es
dämmert täglich
wächst es
quillt hervor!

grauen namt nicht,
grauen sickert,
grauen nährt und
lähmt.

das reine schöne:
unansehnlich.
ist alpgelebt als
zeitend anzusehen.

nicht wann
nur dass
und wir.

unser aller
grauen namt
nicht.

naht.

© jh 2002

[Lyrik] tauchgang

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tauchgang

ich tauch hinab : das Grab des Lichts
schwerelos und frei von Flügeln
steig hinab in Hades mein.
Kerberus leckt seine Fänge

kein Boden unter Füssen
die nicht sind wie Füsse sind
sind plump sind träge
kein Gefühl wie Wärme Kälte
nur da sie noch als Glieder
die nach ich schleife hinter mir

krieche so durch seh ich nicht
und hör sie kommen:
klein vor Augen speerbewaffnet
wilde Gesten Kriegsgeschrei
und ahnungsvoll am Boden liegend
Körper mein der nicht gehorcht

umschlungen werden von Girlanden
Myriaden von insektengleichen Fühlern
fühlen mich ich fühle sie
wie geifernd sie sich in mich nähern
schlingen sich hinauf:
durch Nase Mund und Augenhöhlen

sie kleben an sich an mein Hirn
die Masse die die Träume birgt
die Schale des Verstandes mein:
ist angezapft wird ausgelaugt
von saugend hungrig Monstern
die selbst ich einst erschuf
als ich mich glaubte da zu sein:
in Sicherheit Zufriedenheit.
doch nur die Erde weiss wohin

gar wild sie spuckt um sich
und ich mit Schleim besprüht
noch immer liegend
Opfer von den Kriegern werden
die stets weiter noch sich nähern
aber leiser werden sie
mit jedem Schritt in Richtung mein

eingesogen in die Erde
die ich dachte die mich träumt
kein Bild trügt Geist mehr
Höhlenzauber ist vergessen
sie ist es es ist hier unten
und in dieser Tiefe da
kein Krieger kommt zu holen mich
oder was er an mir gedacht

halbverdaut und durchgewrungen
schreckt der Traum aus Traum aus Traum
alle Krieger wieder lauter
nehmen ihre Chance wahr
und jagen sichten schiessen schreien
bis zur allernächten Stunde
wenn zur Erde werde ich

Ich : Dämmerung

© jh 2002-2003