Helsinki 2025 – Tag 6 – Innenstadt

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Der letzte Tag so einer Reise ist, wenn der Flug erst am frühen Nachmittag geht, immer etwas komisch. Zwar hat man noch etwas Zeit, um sich etwas anzusehen, aber eben nicht genug, um etwas Umfassenderes zu machen. Immer tickt im Hinterkopf eine Uhr, denn zu einem gewissen Zeitpunkt muß man ja jedenfalls am Flughafen sein, um nicht zurückgelassen zu werden. Vorher muß man aber nochmal zum Hotel um die Koffer zu holen und was wäre, wenn irgendwo am Weg dorthin oder dahin etwas schiefgeht…

Beim Frühstück steckten wir also nochmal die Köpfe zusammen und die Nasen in die Stadtkarte, um uns auf ein Programm zu einigen. Dazu möchte ich anmerken, daß man sich von den üblichen „Top 10 Sehenswürdigkeiten“-Listen nicht täuschen lassen darf, denn es gibt in Helsinki so viel mehr zu sehen, als dort repetitiv angepriesen wird. Jedenfalls empfehlen können wir die beiden Inseln Suomenlinna und Seurasaari. Für Architekturinteressierte ist auch ein Spaziergang durch das Neubauviertel Jätkäsaari anzuraten, was wiederum in keiner der Listen und Tipps und To Do’s auftaucht. Ein kombiniertes Highlight könnte, müßte ich Tipps geben, das Büchereiduo der alten Finnischen Nationalbibliothek und unserem nunmehrigen Ziel, der neuen Zentralbibliothek Oodi, sein.

Das 2018 fertiggestellte Gebäude ist eine Augenweide und verbindet mit seiner geschwungenen Form die Altstadt mit dem derzeit in voller Blütenpracht zu bewunderne Hesperiapark. Etliche schmucke Neubauten sind in dieser Umgebung zu finden, wie das Museum für zeitgenössische Kunst, genannt Kiasma, sowie gestalterisch gelungene Bürogebäude.

Everyone has the right to be at the library.
Idle hanging out is allowed, even encouraged.
Racism and discrimination have no place at the library.
Oodi is our common living room.

Hinweisschild in der Zentralbibliothek Oodi

In direkter Nähe ist auch das Parlamentsgebäude sowie das derzeit geschlossene und eingerüstete Finnische Nationalmuseum zu finden.

Mir hatte es ja der Bahnhof von Helsinki angetan. 1904 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, den der Architekt Eliel Saarinen für sich entscheiden konnte. Ursprünglich enthielt der Bahnhof ein für den russischen Zaren vorgesehenes Fürstenzimmer, was nach einer Bauzeit von 15 Jahren dadurch obsolet wurde, als daß der letzte russische Zar in der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918 ermordet wurde… Der Bahnhof wurde schließlich am 5. März 1919 eröffnet.
Die markanten Figuren an der Fassade werden die Steinmänner, finnisch Kivimiehet, genannt.

Es blieb dann noch Zeit, um zum SkyWheel (eine Kabine ist tatsächlich eine Sauna) zu schlendern, am Weg dorthin noch die eine oder andere Fassade abzulichten und einen netten Backsteinbau zu entdecken, der einmal das Hauptzollamt war.

Wir verabschiedeten uns mit Wehmut von dieser schönen und sauberen Stadt und ich möchte den (vermutlich einzigen, hallo du mir Liebste!) Leser mit einem Bild von der Esplanade verabschieden, wo sich zwei auf den ersten Blick als Kunstwerke identifizierbare Objekte als Insektenhotels herausgestellt haben. So geht das, so gefällt mir Stadt. Helsinki und vermutlich ganz Finnland hat nun zwei neue Fans.

Helsinki 2025 - Espanade
Helsinki 2025 – Espanade