Helsinki 2025 – Tag 5 – Innenstadt
Am bereits fünften Tag unseres Aufenthalts in der finnischen Hauptstadt sollte nun endlich ein ausgiebiges Kennenlernen der Innenstadt auf dem Programm stehen. Wir begannen auf dem Bahnhofsplatz, was jetzt nicht unbedingt spektakulär klingt. Auf finnisch nennt er sich Rautatientori, was für unsere Ohren schon deutlich mehr Klang besitzt. Der großzügig angelegte Platz hat auch einige sehr schöne Gebäude zu bieten, wie zum Beispiel das Finnische Nationaltheater oder die Finnische Nationalgalerie.
Fast direkt angrenzend liegt der Botanische Garten Kaisaniemi, dessen Gewächshaus zwar geschlossen, der Park selbst aber sehr einladend und frei zugänglich war. Ein Teil des Parks wurde gerade umgestaltet und das Hinweisschild stimmte mich nachdenklich. Das Projekt heißt „Helsinki 2100 Garden“ und beschäftigt sich mit den nahenden Folgen des Klimawandels. Es wird davon ausgegangen, daß sich die klimatischen Bedinungen Helsinkis noch in diesem Jahrhundert an jene annähren, die heute in Norddeutschland herrschen. Daher werden in einem eingezäunten Areal bereits heute zukünftig heimische Pflanzen gezogen…
Ein kleiner Geheimtipp für sowohl an Architektur als auch an Büchern Interessierte ist die Finnische Nationalbibliothek, direkt gegenüber des Doms zu Helsinki. Das Gebäude der 1840–1846 erbauten Bibliothek ist von außen etwas unscheinbar, aber sobald man im Kuppelsaal steht, überwiegt das Staunen. Spannende Blickwinkel ergeben sich auch und insbesondere im mehrgeschoßigen Saal. Nebenbei bemerkt ist es, wie so vieles, das wir schon besucht hatten, kostenlos zu bestaunen.
In den Dom zu Helsinki selbst gingen wir nicht, wir benügten uns mit der Außenansicht des gerade in Renovierung befindlichen klassizistischen Gebäudes und dem darunter liegenden Senatsplatz. Dort findet man das Alexander-II.-Denkmal und dieses wiederum finden die kleinen Vögelchen sehr anziehend, die zu beobachten eine Freude war und die Unmengen an Platz auf der Speicherkarte meiner Kamera verbrauchten.
Um unsere Mägen zu füllen besuchten wir die Alte Markthalle, die leider nur mehr fast ausschließlich touristisch orientiert ist. In einem auch nicht sehr authentischen Restaurant in der Vanha kauppahalli entschied ich mich wieder für Rentierfleisch. Insgesamt blieb ein schaler Eindruck, denn echte Marktstände sucht man hier inzwischen beinahe vergeblich.
Auf einem in der Nähe gelegenen Platz steht das Denkmal des Winterkrieges 1939-1940 und das erinnerte mich mal wieder daran, wie wenig Wissen und Bewusstsein es bei mir – und wohl vielen anderen auch – für die jüngere europäische Geschichte gibt. Der deutsche Überfall auf Polen ab dem 1. September 1939 ist natürlich bekannt, aber mir bisher nicht bewußt war der russische Angriff auf Finnland vom 30. November 1939. Die Folgen waren Gebietsverluste und wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Problematiken, um es so auszudrücken. Weiters erfolgte eine Annäherung an das Dritte Reich, die in im Juni 1941 in die Beteiligung Finnlands am deutschen Feldzug gegen Rußland gipfelte.
Manchmal versuche ich ja, durch körperlichen Einsatz über fotografische Defizite hinwegzutäuschen. In diesem Fall ist das „Making Of“ weitaus spannender als das Ergebnis…
Ich habe mir eingebildet, wir sollten noch zum Sibelius-Monument fahren, das auf den Bildern recht spektakulär wirkte. Auf dem Weg dorthin erwischten und zwei Regenschauer. Dort angekommen traf uns zwar nicht der Blitz, aber eine Erkenntnis: meine mir Liebste dachte, die Skulptur sei bedeutend kleiner, als sie es war, und ich dachte, sie sei bedeutend größer, als sie es war. Typisches Mann-Frau-Denken… Schlußendlich war sie so groß, wie sie nun mal war, gedenkt dem finnischen Komponisten
Jean Sibelius und verkörpert Musik.

Da sich der nächste Regenschauer schon abzeichnete, ließen wir es für heute gut sein und verkrochen uns in unserem Hotelzimmer, da wir inzwischen doch auch etwas müde von dem Sightseeing und unseren jeweiligen Laufabenteuern waren.