Niederlande 2025 – Tag 6 – Amsterdam

Wer denkt nicht (auch) an Cannabis, wenn Amsterdam ausgesprochen wird? Nun, es ist ein wenig vorbei mit der Liberalität. Es ist kompliziert. Ähnlich wie unser Pferti oben gut riecht, riecht man zuweilen den typischen Duft, aber: das Betreiben eines Coffeeshops ist legal, der Anbau oder der Erwerb von Cannabis ist eigentlich auch den Coffeeshops verboten. Allerdings muß die Polizei von sich aus nicht jeder Straftat nachgehen, was wiederum Coffeeshops zwar nicht legalisiert, jedoch toleriert. Hmm…
Der Konsum ist theoretisch auf den Coffeeshop selbst oder auf die eigenen vier Wände beschränkt, jedoch, nun, auch außerhalb geduldet. Absolut nicht geduldet wird öffentliches Brunzen, was mich schon irritiert hat, denn ein eigenes Verbotsschild gegen das Urinieren in Grachten war mir neu. Übrigens ist es auch „verboden“, öffentlich Alkohol zu trinken… es sei denn, man trinkt in einem Restaurant und nicht direkt daneben auf einer Bank… Diese Erfahrung hatte ich erstmals in Riga. Seitdem prüfe ich genauer nach, welche typisch österreichischen Angewohnheiten in Urlaubsdestinationen gegebenenfalls nicht geduldet werden.

Ich für mich habe beschlossen, daß ich zu alt bin um neben Alkohol und Nikotin eine weitere Droge in mein Leben zu lassen… So schlenderten wir unberauscht und ohne öffentliche Pinkelei (das Verbot machte es schon wieder reizvoll) zu unserem abschließenden Erlebnis.
Eine Bootstour durch die Grachten, natürlich. Das fehlte uns noch an den Dingen, die jeder brave Tourist in Amsterdam gemacht haben sollte. Wir entschieden uns für eine Tour von Flagship und lernten, daß liberale US-Amerikaner sich im Ausland inzwischen gerne als „South-Canadians“ bezeichnen, lernten, wieso die Häuser das typische Aussehen haben und lernten, daß erst vor wenigen Jahren das letzte Hausboot, von denen es dort jede Menge gibt, seine Fäkalien nicht mehr in die Grachten leitet, sondern an das Kanalnetz angeschlossen wurde. Das erklärt wiederum, warum das „Wildplassen“ ausdrücklich verboten wurde: weil’s vorher egal war…
Da der Ein- und Ausstiegspunkt direkt neben der Westerkerk lag, haben wir dieser 1620 bis 1631 erbauten Kirche auch gleich einen Besuch abgestattet. Der 85 Meter hohe Turm ist weithin sichtbar und zugleich auch der höchste Kirchturm Amsterdams. Dadurch ist dieser Turm der eigentliche Star der Kirche, zumal das zugehörige Glockenspiel auch im Tagebuch der Anne Frank erwähnt wurde.
Der letzte Tag einer Reise ist immer ähnlich dem Abverkaufsregal eines Supermarkts. Irgendwie hat man schon alles, aber trotzdem könnte noch etwas dabei sein, von dem man gar nicht wusste, daß man es braucht, bevor man es gesehen hat und noch dazu reduziert… So schlenderten wir noch ein letztes Mal durch die Stadt und nahmen die eine oder andere, hoffentlich auch für den Betrachter dieser Seite, interessante Perspektive mit auf den Weg zurück in den heimischen Alltag.
Wir haben uns sehr wohl gefühlt in den Niederlanden und ich denke, daß sich die mir Liebste und ich uns einig sind, daß wir das Land in absehbarer Zeit gerne nochmal besuchen werden.