Niederlande 2025 – Tag 2 Rotterdam
Eine Planänderung setzt voraus, daß man zuvor einen Plan hatte. Meine mir Liebste hat wunderbare Tagesabläufe generiert, ChatGPT wäre neidisch, allerdings war der Faktor Regen nicht in dem vom Himmel fallenden Ausmaß berücksichtigt. Also stapften wir vorbei am Depot Boijmans Van Beuningen und kamen aber leider nicht dazu, das architektonische Ensemble ausreichend zu würdigen.

Um die regnerische Zeit zu überbrücken entschieden wir uns das Museum Rotterdam ’40 – ’50 NOW zu besuchen. Es beschäftgt sich ausschließlich mit dem zweiten Weltkrieg, der für die Niederlande in aller Fürchterlichkeit am 10. Mai 1940 begann und nach der Bombardierung Rotterdams am 14. Mai 1940 in deutscher Besatzung mündete. Ein in mehrfacher Hinsicht tragisches Ereignis: Der deutsche General Rudolf Schmidt stellte am 14. Mai dem holländischen Kommandanten Pieter Scharroo ein Ultimatum zur Übergabe der Stadt. Es wurde einerseits verhandelt, andererseits von anderer Stelle aus die Bombardierung befohlen. Es kam zum schlimmstmöglichen Szenario: die Bombardierung fand trotz laufender Verhandlungen statt und so gut wie die gesamte Altsatdt wurde zerstört. Am 15. Mai 1940 kapitulierten die Niederlande. 5 Tage dauerte es also um aus den neutralen Niederlanden ein besetztes Land zu machen. In der heutigen Zeit sollte uns das durchaus zu denken geben.

Im Museum befinden sich eine enorme Anzahl an Exponaten, die mir persönlich etwas zu chaotisch ausgestellt werden. Alles andere als chaotisch hingegen ist die multimediale Präsentation, die mit ausgeklügelten Projektionen im Museum selbst eine emotional aufgeladene, mit persönlichen Schicksalen verwobene, Geschichte erzählen, die für Gänsehaut und Betroffenheit sorgt. Im Gespräch mit den freundlichen Mitarbeitern ergab sich übrigens, daß wir heuer die ersten Besucher aus Österreich waren.
Danach machten wir uns auf zu dem, was an Altstadt von Rotterdam noch übrig ist. Zuvor allerdings statteten wir dem Euromast noch einen Besuch ab, um das Kombiticket mit Hafenrundfahrt samt Timeslot gleich vor Ort zu kaufen. Eigentlich vergebliche Liebesmüh, denn in den Niederlanden haben Onlinebuchungen und Kartenzahlungen die unserer Generation noch vertrauten Dinge wie Eintrittskarten oder Bargeld längst verdrängt.
Nun, die Altstadt umfasst tatsächlich einen sehr überschaubaren Bereich und es gibt teils sehr idyllische Blicke zu erhaschen. Da kommt ein wenig Wehmut auf, wenn man bedenkt, was alles verloren ging. Andererseits ist Rotterdam stolz auf seine Modernität, Weltoffenheit und Multinationalismus der Bevölkerung.
Danach, das Wetter hatte sich gebessert, stand die obligatorische Hafenrundfahrt auf dem Programm. Einen Marathon lang, 42 Kilometer nämlich, ist der größte Tiefwasserhafen Europas und unglaubliche 436,8 Millionen Tonnen Ware wurden z.B. 2020 dort gelöscht. Nicht nur die Historie, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht, sondern auch die Zukunft sind dort verankert: so verfügt der so genannte Cool Port exemplarisch über 11.000 Solarzellen, die wegweisend sein sollen für die erforderlich Energiewende.
Blicke auf die architektonisch anspruchsollen Gebäude sind hier inkludiert. Außerdem gibt es eine Vorbeifahrt an der Rotterdam, dem größten in den Niederlanden gebauten und heute (fast wäre es das auch geworden) als Hotel genutzte Passagierschiff, das ursprünglich für die Holland-Amerika-Lijn gebaut wurde.
Durch den Het Park wackelten wir zum Euromast, dem 1960 ursprünglich mit 101 Metern Höhe errichteten und 1970 auf 185 Meter verlängerten Aussichtsturm.
Von der Plattform aus hat man einen perfekten Blick über Rotterdam, zusätzlich kann man mit dem so genannten Euroscoop noch höher hinaus. Geboten werden multimediale Präsentationen der Entstehungsgeschichte Rotterdams und auch ein wenig verzichtbarers Jahrmarkt-Bling-Bling…
In der Witte de Withstraat liegt eine Filiale der schottischen Craft Beer Brewery BrewDog und genau dort und nirgends sonst nahmen wir unser festes und flüssiges Abendmahl zu uns. Mit Blick auf die belebte Straße war es wie zu Hause auf der Couch, wenn man Trash-TV schauen würde…

































































