Salzburg Halbmarathon 12.05.2024
Ich bin soo stolz auf meinen Schatz, aber der Reihe nach:
Dazu muß ich festhalten: ich bin absolut unschuldig an der Laufbegeisterung, die meine Freundin seit über einem Jahr ihr Eigen nennt. Es waren nämlich nicht die ca. 100 Finisher-Medaillien, die ich im Vorzimmer hängen habe, und auch nicht mein eigenes (inzwischen wieder) regelmäßiges Lauftraining. Nein, es war – und ich habe mich vorher versichert, daß ich das auch so schreiben darf – das wunderschöne Shirt vom Frauenlauf 2022. Problem dabei: das bekommt man nur als Teilnehmerin. Besagtes Shirt und eine Finisher-Medaillie.
Also wurde für den 5 Kilometer Frauenlauf Wien trainiert. Ich kann den ersten, hart erkämpften, gelaufenen Kilometer bezeugen, ich kann die ersten durchgelaufenen 4 Kilometer bezeugen und ich kann ihre Freude und ihren Stolz beim ersten Zieleinlauf beim Vienna 5k im Rahmen des Vienna City Marathons 2023 bezeugen. Der Frauenlauf war dann gar nicht mehr so die Herausforderung, (und das Shirt war auch nicht ganz so schön wie das andere).
Den Stein endgültig ins Rollen bzw. die Freundin zum Laufen gebracht hat die Stimmung beim darauf folgenden Wings for Life World Run 2023. Das – ich habe mich vorher versichert, daß ich das auch so schreiben darf – und die Aussicht auf schöne Finisher-Medaillien.
Wie ein Spürhund durchforstete sie das Netz nach passenden Events und nach ein paar kürzeren Veranstaltungen (mit schönen Medaillien) fiel die Wahl auf den „Run Vienna 1:59“, bei dem man auf der Prater Hauptallee testen kann, wie weit man selbst kommt in jener Zeit, in der Eliud Kipchoge einen Marathon läuft. Es hat nicht ganz gereicht, den inoffiziellen Weltrekord zu knacken, aber es wurde eine Idee geboren: einen Halbmarathon zu laufen. Und jetzt komme ich ins Spiel.
Ein Trainingsplan mußte her. Empfohlen habe ich ihr den Halbmarathon-Trainingsplan von lauftipps.ch, deren Pläne ich selbst bereits viele Jahre benutze. Mit Ratschlägen, bis auf die Wichtigsten, habe ich mich bewusst zurückgehalten, denn manche Erfahrungen muß man selbst machen. Eigentlich wollte sie ja ihren ersten Halbmarathon in Wien laufen, aber die Wahl fiel dann aus mehreren Gründen auf Salzburg: Der 12.05 ist unser Jahrestag und an diesem Wochenende konnte der Lauf mit einem Familienausflug verbunden werden. Perfekt.

Nach 16 Wochen, während dessen der Trainingsplan konsequent eingehalten und unter Anderem der Eisbären-Cup in Wien absolviert wurde, war es dann soweit: um 9:00 standen wir am Start vor der Staatsbrücke, die Festung Hohensalzburg und 21,1 Kilometer vor uns. Meine Rolle war eine Mischung aus Packesel (Trinkflache, Riegel, Gel…) und Motivator (dumme Sprüche).
Sie hat mehrfach betont, es sei nicht nötig, daß ich ihr Tempo mitlaufe und sie begleite, aber ich wollte diesen Moment unbedingt mit ihr teilen. Also sind wir in angenehmem und sehr konstantem Tempo (zwischen 7:00 und 7:20 min/km) gemeinsam Richtung Schloß Hellbrunn gehoppelt.

Es lief gut, kein Zwicken und kein Zwacken, kein Seitenstechen und keine sonstigen Wehwechen. Es lief vorbei am Leopoldskroner Weiher mit Blick auf Schloß Leopoldskron und wieder zurück ins Ortsgebiet von Salzburg.

Kilometer 16 nahte, was ein Knackpunkt hätte sein können, denn weiter war sie bisher noch nie gelaufen. Das war irgendwie in ihrem Kopf: wieso läuft man beim Halbmarathon-Training eigentlich nie einen Halbmarathon? Mit meinem Rucksack voller Snacks und einem Kopf voller Motivationssprüche habe ich mich eigentlich auf ein kleines Bisschen Drama eingestellt. Aber nein: Sie lief locker weiter, vorbei an den anfeuernden Familienmitgliedern, vorbei an Kilometer 18, 19 und 20.
Ein zweites Mal über die Staatsbrücke und schon war der letzte Kilometer angebrochen – und meine Freundin in keinster Weise eingebrochen. Beim ersten Werbe(ziel)bogen haben wir uns zu früh gefreut, aber schließlich erreichten zwei grinsende Laufschlümpfe das Ziel in der Salzburger Innenstadt.


Wir haben die Strecke in einer Zeit von 2:34:02 absolviert, was einer Pace von 07:19 min/km entspricht.
Ich war und bin unglaublich stolz auf sie. Sie hatte noch nie auch nur irgendwas mit Laufen zu tun. Sie war eine zeitlang engagiert im Tanzsport, aber das ist auch schon eine Zeit lang her. Sie hat körperliche Herausforderungen, auf die ich hier nicht eingehen möchte, die andere Menschen nicht haben. Und dennoch hat sie es geschafft, innerhalb eines Jahres von 5 Kilometer auf die Halbmarathondistanz zu erhöhen. Durch konsequentes Training, durch viel Engagement und Leidenschaft und mit der Aussicht auf die nächste schöne Finisher-Medaillie (die keinesfalls aus Holz sein darf).
