22. Spreewaldmarathon 21.04.2024
Es begab sich, da suchte die mir Liebste nach schönen und außergewöhnlichen Finisher-Medaillien. Es begab sich weiter, dass ich sofort Feuer & Flamme war, als ich sie sah – ein wahres Prachtexemplar: die goldene Gurke für 42,195 km Laufen im deutschen Spreewald.
Am Freitag vor dem Marathonwochenende fuhr ich die rund 660 Kilometer in die kleine Gemeinde Burg, bezog mein Quartier, die Bismarkschänke, und pilgerte zur Startnummernausgabe. Die Wartezeit war, obwohl nur rund 300 Starter für den Marathon gemeldet waren, doch recht lang. Denn der Spreewaldmarathon versteht sich nicht als reines Laufevent, sondern bietet auch Radfahren, Wandern, Walken, Skaten und sogar Paddeln an, wodurch sich auf drei Tage verteilt insgesamt rund 11.000 Menschen sportlich betätigen.

Am Samstag erkundete ich Burg im Spreewald: vorbei am Bismarckturm am Schlossberg zum Annemarie-Schulz-Haus, einem historischen Wohnstallhaus aus dem Jahr 1726. Wieder zurück über die Weidenburg Arena Salix (ein lebendes Bauwerk aus geflochtenen Weidenruten), entlang der malerischen Fließe zur evangelischen Kirche und weiter zum alten Friedhof, der gerade zu einer Waldbegräbnisstätte umgestaltet wird. Dann noch den Kur- und Sagenpark erkundet, wo es neben der wunderschönen Landschaft auch Skulpturen aus der sorbisch-wendischen Sagenwelt zu bestaunen gibt.
Am 1970 stillgelegten Spreewaldbahnhof gibt es noch alte Eisenbahnwaggons zu sehen; die Gaststätte „Spreewaldbahnhof“, wo Bestellungen mittels Modelleisenbahn ausgeliefert werden, hatte leider geschlossen.
Aber dann hieß es eigentlich: Füße schonen. Am Abend holte ich mir noch die traditionelle Pre-Race-Pizza und ging früh schlafen.
Meine Herangehensweise war wie bei so ziemlich jedem Marathon seit etlichen Jahren: mit moderater Anstrengung locker durchlaufen. Kein Einbruch und kein Drama bitte, keine Jagd nach Bestzeiten erforderlich – stattdessen Lauf und Landschaft genießen.
Es waren zwei identische Runden zu laufen, und im Gegensatz zu den Vortagen zeigte sich die Sonne früh. Dennoch setzte ich, kälteempfindliches Weichei, auf Lang-Lang, was aber schlussendlich nicht wirklich problematisch war. Es ist immer wieder beflügelnd, wenn man durch fremde Städte oder – wie in diesem Fall – Landschaften hoppelt. So genoss ich die Natur und die kleinen Dörfer, wodurch die erste Hälfte gefühlt schnell hinter mir lag. Meine Halbmarathon-Durchgangszeit war 1:52:38, was einer Pace von 5:19 min/km entspricht.

Zwei identische Runden mag ich beim Marathon eigentlich nicht so, der Zauber des Neuen verfliegt dadurch. Dennoch ging es bis Kilometer 38 problemlos weiter; danach musste ich ein wenig Federn lassen und in die Motivationstrickkiste greifen, aber von so etwas wie einem Einbruch war ich weit entfernt.
Nach 3:50:25 erreichte ich das Ziel am Hauptplatz mit einer durchschnittlichen Pace von 5:28 min/km und einer Herzfrequenz von 160.
Mit breitem Grinsen im Gesicht nahm ich den Lohn meiner Mühen – die goldene Spreewaldgurke – entgegen sowie mehrere alkoholfreie Biere mit.

Den restlichen Tag verbrachte ich überwiegend im Zimmer mit der Lektüre populärwissenschaftlicher Magazine, ein Vergnügen, für das ich mir sonst leider viel zu wenig Zeit nehme.
Am Montag ging es dann, nach einem ausgiebigen Frühstück, wieder nach Hause, wo die Gurke ihren Platz an der Medaillienwand zugeteilt bekam und ihre Funktion als Blickfänger hervorragend erfüllt.



















