Malta 2023 – Tag 2

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Ħaġar Qim und Mnajdra, Clapham Junction

Nach einem herrlichen Frühstück begaben wir uns mit dem Bus zur Südwestküste Maltas, wo oberhalb von Hamrija Bank zwei der bekanntesten megalithischen Tempelanlagen zu finden sind: Ħaġar Qim und Mnajdra. Ausgehend vom Besucherzentrum kann man die beiden Komplexe nach kurzen Fußwegen gut erreichen. 1992 wurden diese und weitere Tempelanlagen zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und eine stilisierte Form von Mnajdra kann man auf den 1, 2 und 5 Eurocent-Münzen Maltas wiederfinden.

The Heritage Boutique Accommodation
Morgens auf dem Balkon von „The Heritage Boutique Accommodation“ Hotel

Ħaġar Qim sind eigentlich vier Tempel, die zwischen 3600 und 2500 v. Chr. hier errichtet wurden. Die Anlage wirkt, obwohl aus massiven Steinblöcken gefertigt, fast schon organisch, insbesondere wenn man sich die Grundrisse ansieht. Die Verarbeitung und Passgenauigkeit der Blöcke ist beeindruckend. Hier findet sich auch der größte Monolith der je in einer maltesischen Tempelfassade verwendet wurde. Er ist 3 m hoch, 6,40 m lang und wiegt etwa 20 Tonnen. 

Leider beeinträchtigt die 2009 errichtete Überdachung das Erlebnis einerseits, entfernt sie doch den wichtigen Bezug zur Umgebung. Andererseits konnten wir im Schatten wandeln, ein bedankenswerter Fakt, denn auch heute kletterte das Thermometer wieder auf Werte von deutlich über 40 Grad Celsius.

Mnajdra dürfte ähnlich wie vermutlich Stonehenge zur Sternbeobachtung und als Kalender benutzt worden sein. Zur Tag-und-Nacht-Gleiche, so lässt sich nachlesen, fällt das Sonnenlicht direkt durch das Haupttor in den Tempel und zu den Sonnenwenden beleuchtet das Sonnenlicht die Ränder der Megalithen links und rechts des Tores. Ob dem auch tatsächlich so ist kann ich nicht überprüfen bzw. wie die Ausrichtung vor 4.000 Jahren war, ist Gegenstand der Forschung und Diskussion.

Zurück zum Eingang haben wir dann nicht den direkten Weg genommen, sondern sind einen kleinen mäßig ausgeschilderten Pfad gefolgt, der uns entlang der Steilküste zum Torri tal-Ħamrija geführt hat. Von dort konnten wir einen einen schönen Blick auf die Felseninsel Filfla sowie die Felsenbrücke bei Għar Ħanex genießen.

Am Nachmittag stand dann noch eine weitere prähistorische Seite auf dem Programm. In der Nähe der Dingli Klippen befindet sich Misraħ Għar il-Kbir – informell bekannt als Clapham Junction. So werden wir den Ort auch weiterhin nennen, denn bei vielen maltesischen Bezeichnungen geht mir bis heute die korrekte Aussprache nicht von den Lippen. Falss ich einmal in einem Smalltalk-Alptraum mit Linguisten lande: immerhin weiß ich nun, daß Maltesisch die einzige autochthone semitische Sprache in Europa ist und noch dazu die einzige semitische Sprache, für deren Schreibung das lateinische Alphabet verwendet wird. Nimmdas, Sheldon Cooper! Wie genau und wozu genau diese Furchen, die so genannten Karrenspuren, die sich auf ganz Malta finden lassen, geschaffen wurden, ist nicht restlos geklärt. Sie lassen sich zeitlich jedenfalls in die Bronzezeit zurück datieren und führen mancherorts direkt ins Meer.

Der Weg dorthin war, ausgehend von der Busstation Dingli, nicht unbedingt an sich beschwerlich, unter der gnadenlos brennenden maltesischen Sonne jedoch geht es sich aber auf kleinen asphaltierten Nebenstraßen wie auf fernen Wüstenplaneten. Die Karrenspuren zu finden war dann schlußendlich gar nicht so leicht, wie man ob ihrer Bekanntheit meinen könnte. Die Schilder sind südländisch spärlich und schienen und ins Nirgendwo zu führen. Irgendwann standen wir dann direkt davor und haben usw, wie wohl viele Menschen zuvor, gefragt: woher und wohin führt ihr?

Das nahe gelegene Höhlensystem haben wir dann, nach einer Suche in die offenbar falsche Richtung, leider nicht gefunden. Im Anbetracht der Hitze haben wir uns entschlossen die Suche abzubrechen und haben uns auf den Rückweg begeben. Viel ist in der kargen Landschaft nicht auszumachen, die typisch maltesischen Steinmauern säumen Wege, begrenzen Äcker und hie und da stolpert man über das eine oder andere Stück Schrott.

Den Tag haben wir gemütlich in Mdina ausklingen lassen. Nach dem gestrigen Kaninchendesaster haben wir uns für die schön gelegene und köstliche Speisen servierende Pizzaria „Trattoria AD 1530“ entschieden.