London 2020 – Tag 1
Das Reiseziel
Paris gilt gemeinhin als die Stadt der Liebe, und Édith Piaf gilt als die Stimme von Paris. London hingegen trägt den Spitznamen The Big Smoke und wird gerne mit Jack the Ripper assoziiert. Was also liegt für zwei Frischverliebte näher, als ausgerechnet die Stadt des Nebels und eines nie gefassten Serienmörders zu bereisen?
Immerhin kann London mit Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes samt Baker Street aufwarten – ein fiktiver Fakt, den uns die Serie Sherlock mit Benedict Cumberbatch nähergebracht hat. Ebenso bietet London den nichtexistenten Bahnsteig 9 ¾ am Bahnhof King’s Cross, ein weiterer fiktiver Fakt, den wir dank der Verfilmungen von J. K. Rowlings Harry-Potter-Heptalogie verinnerlicht hatten.
Ich selbst war zuletzt in den 1990ern in London, auf einer Art Sprachreise. Wir waren damals bei Familien im malerischen Städtchen Sevenoaks südlich von London untergebracht und unternahmen von dort aus Ausflüge. Auch die mir Liebste hatte die Stadt an der Themse zwar bereits bereist, aber nie wirklich besucht. It’s about time to brush up our English.
Doch zuerst darf ich unser Reisemaskottchen vorstellen: Pferti. Leicht ungezogen, dezent unartig, aber eigentlich eh lieb.

Stadtbesichtigung
Nachdem wir die Koffer im Hotel verstaut hatten, machten wir uns sofort auf Erkundungstour. Die Stadt bietet einen faszinierenden Kontrast zwischen altehrwürdigen Gemäuern und durchgestylten Neubauten.
St Dunstan-in-the-East
Eigentlich waren wir auf dem Weg zum Fenchurch Building, blieben jedoch zuerst in St Dunstan-in-the-East hängen. Zwar sieht man sofort, dass man sich in einer der bekanntesten Metropolen der Welt befindet, doch es wäre ein Leichtes, sich in eine ferne Zukunft versetzt zu fühlen – in eine Zukunft, in der die sogenannte Zivilisation längst erloschen ist und die Natur das Menschengemachte zurückerobert. Ein Lost Place mitten in der City of London. Die Geschichte dazu entbehrt zwar jeder Romantik – wir sind ja auch nicht in Paris –, nicht jedoch einer Legende.
Unter der Planung und Leitung von Sir Christopher Wren wurde der Kirchturm zwischen 1695 und 1701 vom Steinmetz Ephraim Beauchamp errichtet. Von seiner Arbeit war er vollends überzeugt. Als ihm 1703 mitgeteilt wurde, dass ein Tornado sämtliche Kirchturmspitzen der City zerstört hatte, antwortete Wren nur: „Sicher nicht die von St Dunstan.“ Er hatte Recht. Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg von deutschen Bomben getroffen und zerstört – bis auf den Kirchturm, der bis heute intakt ist. Sir Wren baute offenbar für die Ewigkeit.
1970 wurde das unter Denkmalschutz stehende Ensemble als Park wiedereröffnet und bietet seither Ruhe und ein einzigartiges Flair.
Welten prallen aufeinander
Meine mir Liebste ist der Typ Mensch, der alle nach allem fragt. Ich bin der Typ Mensch, der schaut und tut. Ich hätte nicht getan, hätte sie nicht gefragt. Ich wäre nämlich weder auf die Location gekommen, noch hätte ich den Security vor dem Eingang des Fenchurch Buildings angesprochen – und wäre so nie in das Walkie-Talkie vorgedrungen.
Auf dem Dach des Walkie-Talkie genannten Fenchurch Buildings befindet sich nämlich eine grandiose Location: der Sky Garden.
Sky Garden
Der 2015 eröffnete, dreistöckige Indoor-Garten im 35. Stock des 2014 fertiggestellten Gebäudes ist nicht nur an sich sehenswert, sondern bietet zudem einen fantastischen Rundblick über London – und das kostenlos. Ein absoluter Tipp für alle Reisenden. Und keine Sorge: Der Pinguin beim Eingang beißt nicht, er kneift höchstens.
Architektonisches Wechselspiel
Die Tage sind kurz im Jänner, und so begann sich die Sonne bereits merklich dem Horizont zu nähern, während wir uns der Themse näherten. Obligatorisch der Blick auf den Tower of London, aber – wie auf den Bildern erkennbar – weiterhin die für mich ideale Melange aus Alt und Neu; genau so soll Stadt für mich sein.
Ich bin dankbar, dass die mir Liebste in Bezug auf Fotografie eine ähnliche Einstellung hat und versteht, dass ich an jeder Ecke stehen bleiben muss, um ein Foto zu machen. So konnte ich, ohne Hast und ohne schlechtes Gewissen, ein paar Bilder in der blauen Stunde aufnehmen – womit ich das offizielle Ende des ersten Tages verkünden möchte.
















































